Die Seidenstrasse Knotenpunkt aller Wege der Alten Seidenstrasse (Karte 400MB) war Kashgar. Von dort aus gingen die Wege
über den Karakorum und Himalaya Richtung Südwest. Der Bypass führte
über Samarkand, weniger beschwerlich, da deutlich geringere Amplitude zu
bewältigen war. In Peshawar trafen sich die Routen von China und Indien.
Wenn damals Seide, Gewürze und auch Pferde als Handelsgut transportiert
wurden, so sind es heute auf der Neuen Seidenstraße Drogen. Osh/Kirgistan
spielt eine übermächtige Rolle für den Transport nach Europa.
Aufgrund der kirgisischen Nachlässigkeit hat sich rund um Osh ein Hoheitsgebiet
mit Eigenverwaltung entwickelt. Insofern hat die Seidenstrasse auch heute
noch eine wesentliche Bedeutung.
Kirgistan
Ankunft Mitte August mit Brit.Airways in Alma-Ata/Kasachstan. Empfangnahme der
Motorräder im Zollhof von Bishkek/Kirgistan. Von einem Zyl Militär-LKW
begleitet, stand eine gute Woche Wildcamping und Selbstversorgung auf dem Plan.
Für meine nagelneue HPN stellte diese Reise eine Art Generalprobe mit Sicherheit
dar. Deshalb fuhr ich auch mit Koffern und behielt mein gesamtes Gepäck am
Motorrad. Dies brachte zusätzliche Freiheitsgrade mit sich, so dass ich mich
ein ums andere Mal von der Gruppe auf der Tagesetappe distanziert habe. Ich war
sozusagen tagsüber unabhängig von der Reisegruppe, was vorher so abgesprochen
war. Aufgrund der recht geringen Tagesdistanzen blieb so auch genügend Raum
für Abstecher in Seitenarme und unzivilisierte Gegenden. Bisweilen hatte
ich auch unsere Übersetzerin dabei, mit dem angenehmen Effekt, dass ich Infos
direkt abfragen konnte, nicht erst aus dem Reiseführer beim gemeinsamen Abendessen.
Die Kirgisen waren ursprünglich ein Nomadenvolk und kehren dorthin, wie
auch zu ihrer Muttersprache, nach Wiedererlangung der Autonomie zurück.
Diese Art Befreiung bewirkte nun eine deutliche Oberflächlichkeit im
Umgang mit Sicherheitsvorschriften und -Kontrollen. Das macht einerseits das
Bereisen dieses Landes einfacher, andererseits bringt es auch den Nachteil
eines nicht mehr kontrollierbaren Drogenhandels mit sich. Osh ist Drogenumschlagort
No.1 weltweit und auch somit weiträumig zu meiden.
I.A. sind die Menschen eher freundlich und hilfsbereit. Sobald man stehen
bleibt, hat man sofort eine Horde Menschen um sich versammelt, die allenfalls
interessiert sind, nicht aber böse Absichten verfolgen. Nicht selten
wurde ich in eine Jurte zu (gegorener) Stutenmilch, dem Nationalgetränk,
geladen.
China
Das Land des Lächelns zeigte im Westen ein eher unerwartetes Gesicht.
In selbiges geschaut, erkannte man sofort arabische Grundzüge. Typische
Chinesen fand man eher in gehobenen Positionen, da sie aus dem Osten dorthin
eingesetzt wurden. Insofern bot der Besuch des Kashgar Sonntagsmarktes eine
widerspiegelnde Charakterreise durch die Alte Seidenstrasse. Zudem schien
die Zeit um 200 Jahre stehen geblieben zu sein.
Um sich vor dem Unheil der westlichen Welt (Drogen) zu schützen, hat China
an jedem Grenzübergang unzählige Zoll- und Passkontrollen. Ohne Liu
Wen Hua, unsere very charming Reiseleiterin, wären wir völlig
hilflos der Uhr ausgesetzt gewesen. So dauerte es keinen halben Tag (sonst ca
3) pro Grenzübertritt und Erledigung aller Formalitäten. Natürlich
muß man sich dort konform verhalten, Fotografieren streng verboten! Nur
der Grenzübergang nach Pakistan (4800 m hoch) überraschte, denn es besteht
zwischen den Beamten beider Nationalitäten eine wohl schon länger andauernde
Freundschaft.
China scheint sich langsam zu öffnen. Die Devise lautet: "Besser als letztes
Jahr". Und so hatten wir die beeindruckendsten Einblicke in eine so gewaltige
Natur, wie man sie wohl nur am Karakorum Highway erleben kann. Unglaublich, dass
dort vor fast 2000 Jahren die Karawanen hinüber gingen.
Pakistan Die Schlucht am Indus im Hunza-Gebiet
war ein Traum. Heiß, tief, winkelig, plantagenartig, schwarz wie Kohle
im Gegenlicht. Daraus hervor stach der Rakaposhi, ein noch jungfräulicher
Riese, um den man entlang dem KKH einen Halbkreis abfährt. Obwohl der
Nanga Parbat mit gut 8300m der Gigant am KKH war, hinterließ der so
exponiert stehende Rakaposhi mit seinen wie eine Wand erscheinenden 7700m
die tiefgreifendsten Eindrücke dieser Fahrt.
Prinzipiell ist das ganze Hunza-Gebiet ein absolutes Muß. Schluchten, Riesen,
Gletscher, Hochseen, Festungen, Plantagenlandschaften im rohen Fels. Dazu recht
freundliche Menschen, sofern sie educated waren. Ein Lob auch dem Support
von Hunza-Travel. Sie ermöglichten u.a. ein zügiges Passieren der zahlreichen
Kontrollstellen. Weniger freundlich waren zumeist die anderen Verkehrsteilnehmer,
die einspurige Fahrzeuge bisweilen gar nicht wahrzunehmen schienen. Verkehr i.A.,
auch auf Autobahnen, bekam in Pakistan eine völlig neue Definition: Es sei
erlaubt was geht. Außerdem habe ich zufällig auch jene erwischt, die
diese völlig überladenen LKWs schrill bunt bemalten. Andererseits war
es nicht immer einfach, die Farbe zu erkennen, denn manchmal wurde die Farbe,
ja gar das ganze Fahrzeug, durch die Anzahl an Mitreisenden verdeckt.
Bei Schattenwerten von 40-50°C waren auch für die Landesbewohner
die entlang der Straßen verlaufenden Kanäle eine willkommene Abwechslung.
Unter 2000m Höhe waren Airflow-Kombi, Wassertränkung selbiger,
zügiges Fahren und Malaria-Prophylaxe empfehlenswert.